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FUß - LAUFSTIL - SCHUHWERK

 

Der Fuß – ein Meisterwerk!

Der menschliche Fuß besteht aus einem komplizierten System von Federn und Hebeln und ist das meist belastete Körperteil. Für unsere Belange sind sie bestens designt und angepasst. Von morgens bis abends sind sie im Einsatz und machen ihren Job, unbemerkt, unbewusst. Die beeindruckend komplexe Konstruktion mit 28 Knochen, 30 Gelenken, 19 Muskeln, mehr als 100 Bänder und 12 Sehnen machen den menschlichen Fuß zu einem ausgeklügelten Meisterwerk.

Nach der Geburt sind die Füsse des Neugeborenen platt. Die Fusswölbung formiert sich erst nachdem das Kind im Stande ist zu stehen und zu gehen. Die Aktivierung der Muskulatur zur Erhaltung des Gleichgewichts beeinflusst die Fusswölbung und ermöglicht die aktuelle Adaptation des Fusses an die Beschaffenheit des Bodens.

Eine filigrane und doch robuste Anatomie zeigt sich an dem Fuß: Durch ein ausgeprägtes Längsgewölbe auf der Innenseite des Fußes und ein von innen nach außen verlaufendes Quergewölbe im hinteren Mittelfuß – beide durch Muskeln verspannt und durch Bänder und Sehnen stabilisiert – liegen gesunde Füße niemals mit der gesamten Fläche auf und das Körpergewicht wird erstklassig verteilt.

Als Zweibeiner steht der Mensch auf seinen Füßen im labilen Gleichgewicht. Er muss den aufrechten Stand permanent ausbalancieren, damit er nicht hinfällt. Diese komplexe Koordination von Impulsen ist Aufgabe der Fußsohle und des Sprunggelenks. Rezeptoren an den Fußsohlen aber auch in den Muskeln und Gelenken, geben uns Feedback über unsere Positionierung – je besser das Feedback (Propiozeption), desto besser die Bewegung. Unsere Füße leisten Schwerstarbeit, aber wir sind uns dessen kaum bewusst. Achtlos zwängen wir sie in oft viel zu enge Schuhe und schenken ihnen auch sonst keine Aufmerksamkeit.

Es ist an der Zeit, dass wir unseren Füssen wieder mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen. Ziel ist es, uns wieder ins Lot zu bringen! Dafür müssen wir uns auf unser Fundament, nämlich unsere Füße und unsere artgerechte Form der Fortbewegung (Stehen, Gehen und Laufen) besinnen!

Jeder weiß, dass regelmäßige körperliche Betätigung wichtig für ein gesundes Leben ist. Unter den verschiedenen Sportarten sind das Gehen und Laufen am natürlichsten, am effektivsten und am zugänglichsten.

 

 

Gehen, Laufen, Joggen – Barfußlaufen

 

Beide Formen der Fortbewegung – Gehen und Laufen zeichnen sich durch unterschiedliche biomechanische Charakteristiken in Bezug auf die Körperhaltung und die darauffolgende Belastung der Körperstruktur aus.

Die folgende Beschreibung ist eine Analyse des Gehens und Laufens ohne Schuhwerk (barfuß).

 

Beim Gehen beginnt die Belastung des Fußes an der Ferse. Bei der Abrollbewegung setzt die Ferse als Erste auf dem Boden auf und zwar hinten-außen. Daher ist es auch normal, dass die Hacken der Schuhe an dieser Stelle am meisten ablaufen. Im weiteren Verlauf rollt der Fuß zunächst über den Außenrand ab, wobei sich die Bewegung zum Innenrand, dem Längsgewölbe verlagert. Dieses wird hierbei durch Bänder und Muskeln kontrolliert nach unten gedrückt. Die Kraft läuft somit von der Ferse und dem oberen Sprunggelenk zum Mittelfuß. Der Abstoß erfolgt im Wesentlichen über die Großzehe. Die einwirkenden Kräfte sind bei dieser Art der Fortbewegung relativ gering. Die Belastung wird gleichmäßig und harmonisch über den ganzen Fuß verteilt. Wie eine Welle läuft sie von hinten nach vorne durch den kompletten Fuß. Das Feedback der Druckrezeptoren an den Fußsohlen funktioniert barfuß einwandfrei.

Das einzige Problem dabei ist, dass unsere Füße nicht vor der Umgebung geschützt sind, deswegen brauchen wir (Barfuß-) Schuhe.

 

Beim Laufen wird das mechanische Verhalten des Fußes im Wesentlichen umgekehrt – wir landen auf den Fußballen und erst danach auf den Fersen. Wie eine starke Feder kommt es zu einem elastischen Rückstoß der Achillessehne in Zusammenarbeit mit den Sehnen und Bändern unseres Fußes. Durch diesen Mechanismus wird die benötigte Energie für das Laufen reduziert. Die einwirkenden Kräfte sind bei dieser Art der Fortbewegung relativ hoch.

 

Das Joggen ist eine Mischform des Gehens und des Laufens, bzw. eine schnellere Version des Gehens. Es ist in Bezug auf die Körperhaltung und die Kräfte, denen der Körper ausgesetzt wird, unnatürlich.Eine Umschaltung von der Belastung der Ferse zu einer Belastung des Vorderfußes findet nicht statt.

Mit bloßen Füßen würde der Fersenanschlag beim Joggen schmerzen, weshalb ein Mensch ohne gepolsterte Laufschuhe diesen Laufstil nicht machen würde. Gepolsterte Laufschuhe schränken jedoch die Empfindungsrückmeldung (reduzierte propriozeptische Rückmeldung)unserer Füße ein und stoppen somit den entstandenen Bewegungsschmerz. Potenzielle Verletzungen im gesamten Körper sind dadurch vorprogrammiert.

 

Das Fazit des Ganzen ist, dass wir mehr Barfußgehen müssen, sei es richtig barfuß oder mit Barfußschuhen. Denn durch regelmäßiges Barfußgehen kräftigt sich die Fußmuskulatur  und auch die Wadenmuskulatur wird gestärkt. Eine starke Fußmuskulatur beugt nicht nur Fußfehlstellungen (Knickfuß, Senkfuß, Spreizfuß) vor, sondern wirkt auch als natürlicher „Stoßdämpfer“.

Welches ist das passende Schuhwerk?

 

Wie bereits beschrieben sind es die Rezeptoren an den Fußsohlen aber auch in den Muskeln und Gelenken, die dem zentralen Nervensystem Feedback über die Bodenbeschaffenheit und Positionierung im Raum geben – je besser das Feedback (Propiozeption), desto besser die Bewegung und die Sicherheit.

„Moderne“ Schuhe mit mehr Aufprallschutz und mehr Dämpfung manipulieren die Kräfte, die auf unseren Fuß einwirken. Muskeln und Sehnen werden nicht mehr gefordert und drohen zu verkümmern. Deformationen wie Senk- und Plattfüße sowie Laufverletzungen sind oft die Folge.

Für die Fortbewegung gegen die Schwerkraft auf diesem Planeten wurden unsere Füße bereits mit Kraft, Dämpfung und Stabilität ausgestattet, weshalb unsere Füße nicht mehr Dämpfung und Aufprallschutz brauchen, sondern mehr Bewegung und Belastung! Stützen, Dämpfung, Absätze und die Passform moderner Schuhe machen eine artgerechte Körpergeometrie schwer möglich.

 

Zum einen wird durch die keilförmige Sohlenkonstruktion (Abstazsprengung) die Ferse höher gelagert als der Vorfuß, was uns aus dem Gleichgewicht bringt. Die dadurch hervorgerufene Veränderung der Körpergeometrie sorgt zudem beim Gehenfür muskuläre Dysbalancen (z.B. Verkürzung der Achillessehne), was zu Wadenkrämpfen und Entzündungen in verkürzten Achillessehnen führen kann.Beim  Laufenwird das Landen auf den Fußballen durch die Absatzsprengung der dadurch höher gelagerten Ferse erschwert. Es kommt zu einer Fehlbelastung des Fußes und aller nachgeordneten Gelenke.

Durch die übertriebene Polsterung ist die Empfindungsrückmeldung (Propiozeption) eingeschränkt. Dies führt zu einer Insuffizienz der beiden Fußgewölbe, wodurch die Dämpfungseigenschaft des Fußes deutlich zurückgeht. Fehlbelastung des Fußes mit Ausbildung oder Verstärkung eines Senkfußes und Spreizfußes, Mehrbelastung aller nachgeordneten Gelenke (Knie, Hüfte, Wirbelsäule)und Erscheinungen wie Joggersknie, Schienbeinkantensyndrom und Fersensporn sind oft die Folge.Denn wenn der Fuß nicht funktioniert, müssen andere Gelenke den dort auftretenden Fehler kompensieren. Die Belastung steigt, die Belastbarkeit nimmt jedoch ab. Diese Kombination führt mit absoluter Sicherheit zu Verletzungen und Leistungseinbußen.

 

Im Ergebnis all dessen benötigen wir ein Schuhwerk, welches den menschlichen Fuß vor der Umgebung isoliert und schützt (durchschlagsicher und temperaturresistent), gleichzeitig aber eine maximale Empfindungsrückmeldung zwischen Fuß und Gehirn bietet!

 

 

Dr. Bülent Kılıç

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