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VEGETATIVES NERVENSYSTEM / VEGETATIVE DYSREGULATION

Das vegetative Nervensystem (= autonomes Nervensystem) regelt die Prozesse, die der Mensch nicht willentlich beeinflussen kann, d.h. es funktioniert ohne willentliche Steuerung. Dazu gehören unter anderem Herzschlag, Blutdruck und Verdauung. 

Organisch wird das vegetative Nervensystem in den Sympathikus als anregenden Teil und den Parasympathikus als beruhigenden Teil untergliedert.

 

Sympathikus - Kämpfen und Flüchten

Erweiterung der Pupillen, Aktivierung des Herz-Kreislaufsystems (Beschleunigung der Herzfrequenz, Erhöhung des Blutdrucks), Intensivierung der Atmung (Erweiterung der Bronchien und Verminderung von Bronchialschleim), Verminderung der Verdauung (Verminderung Sekretion von Verdauungssäften (z.B. Speichel), verminderte Darmbewegung), an der Haut Verengung der Blutgefäße, Schweißsekretion, Aufstellen der Haare, Geschlechtsorgane (Gefäßverengung, Ejakulation)

 

Parasympathikus - Ruhen und Verdauen

Verengung der Pupillen, Beruhigung des Herz-Kreislaufsystems (Verlangsamung der Herzfrequenz, Senkung des Blutdrucks), Beruhigung der Atmung (Verengung der Bronchien und Vermehrung von Bronchialschleim), Intensivierung der Verdauung (Vermehrte Sekretion von Verdauungssäften (z.B. Speichel), vermehrte Darmbewegung), keine Wirkung auf Blutgefäße und Schweißsekretion der Haut, Geschlechtsorgane (Gefäßerweiterung, Erektion)

 

Sympaticoton – parasympathicoton führen zu einem Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung und sind idealerweise im Gleichgewicht.

 

Eine Stressreaktion des Körpers geht mit einer Sympathikusaktivierung einher und ist normal und an sich nicht gesundheitsschädigend und sogar manchmal eher ein angenehmes und leistungssteigerndes Erleben (Prüfung, Besprechung etc.). Das Problem in der heutigen Zeit liegt in der Übererregung des Sympathikus und der damit einhergehenden unzureichenden Regenerierung vom Stress.

Der dauerhafte Stressreiz führt zur Reaktion des Körpers auf muskulärer Ebene (Anspannung), hormoneller Ebene (Immunsystem) und vegetativer Ebene (Sympathikusaktivierung). Dies wiederum hat im Zentralen Nervensystem Einfluss auf die Reizverarbeitung, die mit einer Senkung der Schmerzschwelle einhergeht, was zur Schmerzverstärkung führt. So entsteht ein Teufelskreis zwischen Stress und Schmerz.

 

Negative Auswirkungen von Stress auf vegetativ-hormoneller Ebene:

  • häufiges Schwitzen

  • schnelles Erröten

  • Herz-Kreislauf-Beschwerden (hoher Blutdruck, Herzrasen, -stolpern)

  • gastrointestinale Beschwerden (Sodbrennen, Reizdarm)

  • Atembeschwerden

  • Schlafstörungen

  • chronische Müdigkeit

  • Schwindelanfälle

  • sexuelle Funktionsstörungen

 

Das Ziel ist es ein Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus wieder herzustellen!

 

Wie wir das vegetative Nervensystem beeinflussen können:

  • Medikamentös (Amitriptylin, Quaddelungen mit Procain, Procain-Basen-Infusionen)

  • Hydrotherapie (Wechsel von Wärmereiz und Kältereiz regen Regulation an (Sauna, Güsse), Kältereiz regt Gegenregulation an (kalter Wickel))

  • Ausdauertraining (z.B. Ergometertraining, Laufbandtraining, Walking/Nordic Walking)

  • Psychologische Entspannungsverfahren

  • Ordnungstherapie

 

Was wir unter Ordnungstherapie verstehen:

  • Licht (natürliches Licht nutzen, Lichttherapie)

  • Luft (Atemtherapie, frische Luft, Aufenthalt im Freien)

  • Wasser (Anregung Kalt/Warm-Wechsel, Hydrotherapie (Güsse, Wickel, Sauna, Wassertreten))

  • Bewegung (Sport, Eigenübungsprogramm, Pausen von (PC-)Arbeit für Bewegung und Haltungsänderung, Reduktion von einseitigen Tätigkeiten)

  • Ruhe (Entspannungspausen (Musik, Dösen etc.), Entspannungstechniken (Atemtherapie, PMR nach Jacobson, Autogenes Training,   Qi Gong), Schlafrhythmus beachten, Stressoren reduzieren)

  • Wach-/Schlafrhythmus („innere Uhr“ ist wesentlich verantwortlich für einen regelmäßigen Wach-/Schlafrhythmus und für Hormonhaushalt) 

 

Was zur Schlafhygiene gehört:

  • Regelmäßigkeit, Schlafrituale 

  • Körperliche Ruhe nach 18 Uhr 

  • Rauchen bis max. 19 Uhr abends, bestenfalls ganz aufgeben

  • Zeit zwischen letzter Einnahme und Bettzeit: Kaffee max. 4 – 8 Stunden, größere Mengen Essen/Trinken max. 3 Stunden, Alkohol max. 3 Stunden 

  • angenehme und schlaffördernde Schlafumgebung (Temperatur, Licht, Geräusche) schaffen

  • Evtl. Tagebuch vor dem Zubettgehen (Sorgen ablegen) 

  • Förderlich für die innere Uhr: Mittagsruhe (Nickerchen, „Siesta“) ideal 20 Minuten, max. 30 Minuten, sonst Gefühl der Schlappheit

 

Achtsames Essen und Trinken

  • Ausgewogene Ernährung

  • Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse (Hunger, Durst) 

  • Geniessen

 

Beeinflussung des Tag-Nacht-Rhythmus und der Stressregulation durch:

  • Alkohol

  • Tabak

  • Koffein

  • Drogen 

  • Soziale Kontakte auf Arbeit und in der Freizeit (Familie, Freunde)

 

Zusammenfassung:

Ziel ist es die Balance des vegetativen Nervensystems zu wahren oder wiederherzustellen. Wir können dafür die Entfaltung der Selbstheilungskräfte durch Ordnung im eigenen Leben nutzen!

Dr. Bülent Kılıç

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